Sonntag, 7. Juni 2015

Fütterungszeiten

Wieso, so fragt man mich gelegentlich, habe ich keine festen Fütterungszeiten?

Begründen mag ich das sowohl wegen physischer als auch psychischer Auswirkungen, die bei einer festen Fütterungszeit auftreten.

1. Die Konditionierung / Physe

Gibt es täglich um die etwa gleiche Zeit Fressen, so gewöhnt sich der Hund daran und anstatt, wie es die Natur ursprünglich vorsah, nur durch rohes Fleisch als Reiz, wird im Vorwege auf den zukünftigen Zeitpunkt hinarbeitend Magensaft produziert. Kommt nun kein Futter, ist dieser überflüssig und wird nicht verbraucht, er wird nicht neutralisiert und bringt Unwohlsein. Wie anders soll sich der Hund dieser starken Säure nun entledigen, als sie simpel zu erbrechen? Wir kennen das als "leer spucken", gelegentlich kommt dabei auch etwas Gallenflüssigkeit hoch. Wer selbige schon einmal erbrach, weiß, dass das keine angenehme Sache ist. "Kein Problem," sagen Sie? Sie füttern einfach immer um die gleiche Zeit, dann bringe das keine Probleme. Das kann auch gut gehen, aber nun stehen Sie einmal im Stau oder sind unterwegs oder weiß der Teufel, was alles passieren kann - und schon geht es dem Hund schlecht. Das muss doch nicht sein. Die Problematik kann auch dann auftreten, wenn es zwar Futter gibt, aber nicht der Magensäure entsprechend, also hauptsächlich, wenn es zu wenig oder in dem Sinne zu einfach verdaubar ist, dass vorproduzierte Magensäure überschüssig bleibt. Sobald die Konditionierung nicht mehr "Fleisch im Magen = Magensäure produzieren", sondern "Es ist bald Essenszeit! = Magensäure produzieren" ist, kann es Probleme geben. Wieso das beim Fertigfutter nicht so oft vor kommt? Weil schlichtweg nicht so viel Magensäure benötigt wird und selbst bei der Vorproduktion meist eben die Menge nicht ausreicht, um ein schlimmes Unwohlsein zu provozieren. Bei Krankheit kann es unter Umständen nicht anders möglich sein, als täglich zur gleichen Zeit zu füttern, natürlich, aber das bleibt wie immer die Ausnahme.

Hier noch etwas zum Thema Übersäuerung, denn nicht immer liegt "leer spucken" nur an zu vorhersehbaren Fütterungszeiten.

2. "Happa, Mutti! Jetzt!" / Psyche

Wir kennen das wahrscheinlich alle von mindestens einem uns bekannten Hund. Plötzlich steht er da, guckt erst lieb, fängt vielleicht an, leicht zu betteln, bittet um Aufmerksamkeit, Herrchen oder Frauchen gucken erst den Hund, dann die Uhr an und sagen: "Achja! Essenszeit!" und springen auf in die Küche, um den armem hungernden Vierbeiner zu verpflegen.

Was ich daran nicht gut finde? Mir steht es frei, wann ich dem Hund sein Fressen gebe. Er hat das stumpf nicht "einzufordern". Bei uns gibt es meist nach getaner Arbeit das Fressen. Das ist mal nach der morgendlichen Runde, mal nach einer Trainingseinheit, wie es mir eben am besten in den Kram passt. Ich gebe von meiner Beute dann etwas ab, wenn ich das für richtig empfinde und bin kein Futterautomat, der auf Knopfdruck funktioniert.

Natürlich bedingt sich die regelmäßige Fütterung und das "Betteln"! Immerhin hat Hund bei festen Fütterungszeiten unter Umständen einen Bauch voller Säure, die irgendwie verbraucht werden muss!

Als Argument für eine feste Fütterungszeit las ich letztens, dem Hund helfe diese Routine und er können ansonsten unruhig werden, weil er dauerhaft auf Nahrungssuche sei, wenn ich das so richtig verstanden habe. Wer ist nun entspannter: Der Hund, der genau weiß, dass es um 18:00 Uhr Futter gibt, der darauf wartet, Magensäure produziert, hungrig wird, ggf. unruhig, weil er unbedingt nach Hause/ in die Küche will ODER der Hund, der irgendwann am Tag feststellen darf, dass es jetzt Fressen gibt? Für mich jedenfalls geht dieses Argument für eine feste Fütterungszeit nicht auf.

3. Die Umstellung

Stellen Sie nicht von jetzt auf gleich auf eine unvorhersehbare Fütterung um! Ziehen Sie die Fütterungszeit erst einmal etwas vor, füttern Sie vorerst nie zeitlich nach der vorher festen Fütterungszeit! So variieren Sie dann: Mal gibt es um die vorherige Zeit, mal eine Stunde, mal zwei Stunden früher, mal wieder zur vorheringen Zeit, irgendwann drei Stunden früher. Sobald wieder "Futter im Magen = Magensäureproduktion" bedeutet und es sich nicht mehr auf eine feste Uhrzeit bezieht, können Sie bunt verteilt mal morgens, mal abends, wie es Ihnen eben passt, füttern.





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