Dienstag, 5. Mai 2015

BARF: Die Umstellung

Zuerst erschienen in: 

BARFen für Yorkies 104 – Ab heute frisst der Yorkie roh


"Wie stelle ich einen Hund am besten auf Rohfutter um?“

Erst einmal ist zu sagen, dass jedes Tier ein Individuum ist. Was bei dem einen wunderbar klappt, bereitet dem nächsten eventuell Probleme. Ich erläutere lediglich, den für mich "einfachsten“ Weg für einen gesunden Hund! Die wichtigste Grundregel ist, dass frisch und verarbeitet (Nassfutter, Trockenfutter) niemals zusammen gefüttert werden sollten. Diese beiden Futterarten werden sehr unterschiedlich verdaut, wodurch es sonst zu Verdauungsproblemen und mitunter Bauchschmerzen kommen kann.

Bei einem gesunden Welpen ist die Sache meist recht einfach. Der Welpe sollte ein paar Stunden zuvor kein Fertigfutter bekommen haben. Lassen Sie eine Mahlzeit ausfallen und starten Sie zur nächsten mit der frischen Ernährung. Niemals sollte der Welpe fasten!

1. Tag: (leicht) angebratener Welpenmix* (ohne Knochenanteil!)
2. Tag: roher Welpenmix (ohne Knochenanteil!)
3. Tag: roher Welpenmix, Knochenanteil hinzugeben

Hunde im Wachstum sollten möglichst alle Nährstoffe in einem relativ kurzen Zeitraum erhalten. Als Welpenmix bezeichne ich die Mischung aller Futterkomponenten im prozentual richtigen Verhältnis. Hinzu kommt, dass es extrem praktisch ist, da man lediglich die Gesamtfuttermenge erhöhen und nicht ggf. einzeln Vorportioniertes wieder auseinanderpflücken oder anderweitig improvisieren muss. Einfach eine Dose mehr auftauen und etwas mehr füttern und schon ist der Welpe wieder bestens versorgt. Für „Faule“ eignet sich diese Fütterungsweise natürlich auch für später noch. ;)

Verträgt der Welpe den Welpenmix auch mit Knochenanteil gut, ist die Sache "durch“. Verträgt er es noch nicht gut, gehen Sie die Sache langsamer an, sollten aber mit Knochenmehl supplementieren, da der Welpe dringend Calcium braucht! Lassen Sie das Futter immer kürzere Zeit in der Pfanne, bis es schlussendlich auch roh angenommen wird. Wichtig ist lediglich, dass Sie den Knochenanteil nur zu Rohem geben und auch niemals garen!

Die Umstellung eines lange Zeit fertig ernährten Hundes macht oft, aber nicht immer, etwas mehr Arbeit. Viele Hunde nehmen Rohes erst überhaupt nicht an. Dem Tier fehlen Röstaromen, strenge Duftnoten, Geschmacksverstärker,… er hat schlichtweg verlernt, was gutes Essen ist. ;) Auch braucht der Organismus länger um sich auf die größere Menge Magensäure umzustellen, die es braucht, um rohes Fleisch und Knochen zu verdauen. Die Verdauungszeit verkürzt sich insgesamt, der gesamte Organismus kommt in Schwung und fängt an, angesammelte Giftstoffe und Schlacken auszuschwemmen, was beizeiten zu "Entgiftungserscheinungen“ führen kann, wie z.B. strengem Geruch. Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob es sich um ein Symptom handelt, das auf die Umstellung zurückzuführen ist, fragen Sie einen spezialisierten Ernährungsberater oder Tierheilpraktiker! Was der Welpe meist schon nach wenigen Tagen wieder erlernt, braucht beim längere Zeit fertig ernährten Hund manchmal Wochen.

Vor der ersten frischen Mahlzeit sollte sich kein Fertigfutter mehr im Darm befinden. Da Fertigfutter eine sehr lange Verdauungszeit haben kann, empfiehlt es sich, einen Fastentag davor einzulegen, zumindest aber einen halben. Ich empfehle für einen gesunden adulten Hund die erste Woche mageres Fleisch einer Tierart und einen Anteil Gemüse, z.B. mageres Rindfleisch mit pürierten Karotten inkl. Karottengrün. Falls es roh nicht direkt angenommen wird, braten sie es, wie beim Welpen schon beschrieben, einfach an und lassen es mit der Zeit immer kürzer in der Pfanne, bis es roh genommen wird.

Wird das gut vertragen, können kleine Portionen Innereien hinzu gegeben werden und der Fettgehalt sollte vorsichtig erhöht werden. Beides kann zu weichem Kot führen, es sollte lediglich kein wässriger Durchfall sein. Wie schnell der Verdauungstrakt sich umstellt, ist sehr unterschiedlich. Am besten gibt man dann anteilig leicht verdauliche Knochen, welche den Kot wiederum etwas festigen werden, z.B. Hühnerhälse. Die Knochenmenge wird mit der Zeit erhöht. Wird das gut vertragen, kann man weiter machen mit Brustbein und Rippen junger Tiere und sich so von Woche zu Woche steigern, bis man beim tatsächlichen Bedarf angekommen ist. Verträgt der Hund auch nach ein bis zwei Monaten nicht einmal einfachste gewolfte Knochen, sollten diese durch Knochenmehl ersetzt werden!

Starten Sie mit wenigen Tierarten und versuchen sie nacheinander Gemüse- und Obstsorten hinzuzufügen. So sehen Sie, was vertragen wird, was eventuell nicht und was augenscheinlich vielleicht besser schmeckt. Sollten Probleme auftauchen, die Sie auf eine eventuelle Unverträglichkeit schließen, führen Sie ein Futtertagebuch (Futter - "Output" - Bemerkungen). Oft sind es Dinge, die so leicht zu finden sind.

Klingt eigentlich ganz einfach? Ist es auch! 
Trauen Sie sich! :)



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